Chronische Bronchitis

Von einer chronischen Bronchitis spricht man laut Definition, wenn in mindestens zwei aufeinander folgenden Jahren für mindestens drei Monate Husten und Auswurf besteht. Zunächst besteht eine Entzündung der Schleimhäute in den Bronchien. Bei länger dauerndem Krankheitsverlauf kommt es durch andauernde Schleimhautschwellung zu einer Verengung der Bronchien. Dabei kann es zur Überblähung der feinen Lungenbläschen kommen (Lungenemphysem). Hier spricht man auch von einer „chronisch obstruktiven Lungenerkrankung“ (oft als COPD abgekürzt, nach der englischen Bezeichnung „chronic obstructive pulmonary disease“).

Wenn die chronische Bronchitis nicht im frühen Stadium gestoppt oder geheilt werden kann, kommt es zu einem Umbau von Lungengewebe in Bindegewebe. Je nach dem Befund bei der Lungenfunktionsuntersuchung unterscheidet man verschiedene Schweregrade der COPD. Im fortgeschrittenen Stadium ist die Lunge anfälliger für Infektionen. Das heißt, es kann immer wieder zu Lungenentzündungen kommen und auch das Herz wird belastet. In diesem Stadium ist die chronische Bronchitis bzw. COPD eine fortschreitende Erkrankung. Wichtigste Ursache und wichtigster Risikofaktor für die chronische Bronchitis ist das Rauchen.

Chronische Bronchitis aus ayurvedischer Sicht

Dem Ayurveda liegt ein eigenes umfassendes wissenschaftliches System zugrunde. Das bedeutet, dass der Ayurveda ganz eigene Vorstellungen von der Entstehung und Entwicklung von Krankheiten besitzt. Zum besseren Verständnis der ayurvedischen Therapieansätze stellen wir kurz einige ayurvedische Anschauungen zur Entstehung von chronischer Bronchitis vor. Bitte beachten Sie dabei aber immer folgende Punkte:

Ayurvedische Anschauungen zur Entstehung und Entwicklung von Krankheiten sind außerordentlich komplex. Neben den Veränderungen im menschlichen Körper müssen zum Beispiel auch Ernährung und allgemeine Lebensweise berücksichtigt werden. Um den Rahmen dieses Artikels nicht zu sprengen, beschränken wir uns hier auf einige typische Konzepte. Insbesondere betrachten wir dabei die Auffassungen zur Ursache (im Sanskrit: Nidana), zur Entwicklung (im Sanskrit: Samprapti) und zur Symptomatik (Rupa) der Krankheit.

Die ayurvedischen Krankheitsbezeichnungen lassen sich nur schwer oder gar nicht mit modernen medizinisch definierten Krankheitsbildern gleichsetzen. Um nun Krankheitsbilder aus ayurvedischer Sicht sinnvoll klassifizieren zu können, orientieren wir uns hier vor allem an der Krankheitssymptomatik, wie sie heutzutage definiert wird. Dies scheint aus pragmatischen Gründen sinnvoll und geschieht durchaus im Anschluss an die moderne ayurvedische Fachliteratur (z. B. Singh 1991 und Desai 1985-1990). In unserer täglichen klinischen Arbeit in einer Ayurveda-Klinik in Deutschland bedenken wir immer beides, die moderne medizinische Diagnose und die ayurvedische Krankheitsbeschreibung.

Sowohl die genaue Diagnose einer Erkrankung, als auch die entsprechende Therapie müssen im Ayurveda immer äußerst individuell betrachtet bzw. geplant werden. Die folgende Darstellung kann also nur zur groben Orientierung dienen. Im konkreten Fall raten wir immer dazu, einen ayurvedisch ausgebildeten Arzt aufzusuchen.

Wie betrachtet der Ayurveda die chronische Bronchitis?

Aus ayurvedischer Perspektive kann man die chronische Bronchitis und die chronische obstruktive Lungenerkrankung vor allem unter der Krankheitsbezeichnung Kasa (wörtlich übersetzt „Husten“) einordnen.

Als allgemeine und typische Ursachen für diese Erkrankung gelten im Ayurveda etwa Inhalation von Rauch und Staub, körperliche Überanstrengung und übermäßiger Genuss trockener Nahrung. (siehe z. B. Susruta-Samhita, Ut. 52.4).

In Hinblick auf die unten aufgeführte spezifische Unterteilung der Symptomatik, werden auch folgende spezifische Ursachen genannt:

  1. Ursachen für Vata-bedingte Bronchitis sind etwa übermäßiger Genuss trockener, kalter und zusammenziehender Substanzen, Fasten, übermäßiger Geschlechtsverkehr, Unterdrückung natürlicher Dränge und körperliche Überanstrengung.
  2. Als Ursachen für Pitta-bedingte Bronchitis gelten übermäßiger Genuss von scharfen, heißen und sauren Substanzen sowie Zorn und übermäßige Hitzeexposition.
  3. 3Einige Ursachen für Kapha-bedingte Bronchitis sind der Genuss von schweren, schleimigen, süßen und fettigen Substanzen sowie Bewegungsmangel.

Andere spezifische Ursachen können hier vernachlässigt werden (siehe z. B. Chopra 2003). Alle genannten Ursachen bewirken aus ayurvedischer Sicht eine Störung des Vata, insbesondere des Prana-Vàta und Udana-Vàta. Dieses gestörte Vata greift gleichsam die Atemwege aber auch andere Gewebe an und es kommt zu Erkrankungen, die durch Husten gekennzeichnet sind.

Aufgrund der Symptomatik unterscheidet man im Ayurveda mehrere verschiedene Krankheitsbilder, die der Bronchitis entsprechen. Zunächst seien typische Symptomenkomplexe aus ayurvedischer Sicht vorgestellt. Häufig sind jedoch Symptome verschiedener Kategorien gemeinsam zu beobachten.

  1. Vata-bedingte Bronchitis: Trockener Husten, der oft auch krampfartig auftritt. Begleitend kommt es auch zu Schmerzen in der Herzgegend, Schmerzen in den Schläfen oder im gesamten Kopf, Bauch- und Rückenschmerzen. Körperliche Schwäche, Heiserkeit und reduzierte Vitalität sind weitere Kennzeichen der Vata-bedingten Bronchitis.
  2. Pitta-bedingte Bronchitis: Husten mit Brennen im Brustbereich und im ganzen Körper, Fieber, Mundtrockenheit, bitterer Geschmack im Mund, starker Durst und blasse Haut.
  3. Kapha-bedingte Bronchitis: Husten mit Auswurf, oft  zäher Schleim, körperliche Schwäche, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Schweregefühl im ganzen Körper.

Moderne ayurvedische Autoren (so Singh 1991: Vol. 2, p. 192) sehen die chronische Bronchitis vor allem als Kapha-bedingte Bronchitis.

Bei der Diagnose der chronischen Bronchitis müssen aus ayurvedischer Sicht neben einer genauen Betrachtung der Symptomatik, wie oben beschrieben, auch andere Faktoren berücksichtigt werden. Neben der individuellen Konstitution, die immer betrachtet werden muss, ist insbesondere auch der Zustand des Agni zu untersuchen. Unter diesem Begriff fasst man verschiedene Umwandlungsprozesse im Menschen zusammen.

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Wie behandelt man aus ayurvedischer Sicht die chronische Bronchitis?

Diese umfassende Diagnoseerhebung ist Voraussetzung für die Einleitung einer sinnvollen und individuellen ayurvedischen Therapie.

Im Ayurveda herrscht ein sehr weiter Begriff von Therapie. Nicht nur die Verabreichung von Arzneimitteln gilt hier als Therapie, sondern Therapie beginnt schon viel früher und grundsätzlicher. Nach einer allgemeinen Einteilung zählt man zur Therapie zunächst Empfehlungen zur Ernährung und allgemeinen Diätetik, erst danach folgen dann die Gabe von Arzneimitteln und ausleitende Therapieverfahren.

Zur Diätetik bei chronischer Bronchitis gehören folgende Empfehlungen:

Allgemein gilt, dass die auslösenden Ursachen zu meiden sind. Auch aus ayurvedischer Sicht würde man Patienten mit chronischer Bronchitis dringend dazu raten, dass Rauchen aufzugeben.

Bezüglich der Ernährung werden allgemein empfohlen: Reis, verschiedene Sorten (geschälter) Linsen wie die sogenannten Urid-Linsen (botanische Bezeichnung: Phaseolus roxburghii), Knoblauch, Ingwer, Schwarzer Pfeffer und langer Pfeffer (Piper longum) sowie der Genuss von heißem Wasser und Honig.

Spezifische Ernährungsempfehlungen, nach der oben angegebenen Unterscheidung der Symptomatik, lauten:

Bei Vata-bedingter Bronchitis Genuss von Fisch, Fleischbrühe, pflanzlichen Ölen Milch in Maßen und möglichst als Milchbrei, Joghurt, junger Wein in rechter Menge sowie süße saure und salzige Speisen.

Bei Pitta-bedingter Bronchitis wird die Fleischbrühe von Geflügel und Wild empfohlen, ebenso wie Mung-Bohnen, bitteres Blattgemüse (z. B. Mangold) und Gerstenprodukte. Ziegenmilch und Ziegenmilchprodukte (Ziegenkäse) sind nützlich. Bei zähem Schleim ist der Genuß von Honig günstig, bei dünnflüssigem Schleim auch Reis mit Fleischbrühe.

Bei Kapha-bedingter Bronchits sollte Reis eher gemieden werden, stattdessen werden Getreideprodukte empfohlen. Reduzierte Kost sowie scharfe Kräuter und Gewürze zu empfehlen.

Allgemein zu meiden sind, wenn nicht im Einzelfall anders empfohlen, süße und fettige Speisen, Geschlechtsverkehr, übermäßige körperliche Anstrengung, Schlafen am Tage (Ausnahme bei sehr geschwächten Patienten), Milch, Joghurt, Rauch- und Staubexposition.

Auch in der Therapie der Bronchitis wird nach Symptomatik unterschieden:

Bei der Vata-bedingten Bronchitis werden Öl- und Fettanwendungen empfohlen. Dazu zählen die innerliche Einnahme von Butterschmalz (das so genannte Ghi) mit speziellen Kräutern und Öldarmeinläufe (z. B. mit Sesamöl). Äußerliche Ölanwendungen wie Ganzkörperölmassagen und Schwitzanwendungen unter Zugabe fettiger Substanzen sind ebenfalls einzusetzen.

Wann immer notwendig, würden auch „ausleitende“ Therapieverfahren zur Anwendung kommen.

Bei der Pitta-bedingten Bronchitis sind ausleitende Verfahren zu empfehlen. Nach diesen Therapien muss unbedingt ein schonender Kostaufbau (siehe Artikel Was geschieht in der Pañcakarma-Therapie) erfolgen. Präparationen aus „weißem Kürbis“ (Benincasa hispida) sind bei Pitta-bedingter Bronchitis sehr zu empfehlen.

Beim Krankheitsbild der Kapha-bedingten Bronchitis sind unbedingt „ausleitende“ Therapieverfahren durchzuführen. Hier ist auch das therapeutisch induziertes Erbrechen (siehe Artikel Was geschieht in der Pañcakarma-Kur) indiziert. Der Kostaufbau danach sollte mit scharfen, trockenen und wärmenden Speisen erfolgen.

Der Ayurveda empfiehlt auch eine Vielzahl von pflanzlichen Arzneien bei chronischer Bronchitis. Hierzu gehören beispielsweise Arzneien, die den „langen Pfeffer“ (im Sanskrit Pippali, botanisch: Piper longum) enthalten, ebenso wie solche mit Ingwer, Gewürznelke und Kardamom. Auch Präparationen aus einer Fichtenart mit dem botanischen Namen Abies spectabilis werden angewendet, diese Pflanze weist experimentell entzündungshemmende und hustenstillende Aktivitäten auf (siehe Nayak et al. 2003). Gerade hier gilt aber, dass solche und andere ayurvedische Arzneien immer ärztlich verordnet werden sollten.

Fallbeispiel: Chronische Bronchitis
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